Arbeitszeugnisse sind in der Berufswelt ein maßgebliches Dokument. Oftmals sind sie das entscheidende Zünglein an der Waage, wenn es darum geht, einen Bewerber für eine neue Position zu beurteilen. Auf den ersten Blick erscheinen viele Zeugnisse positiv und wertschätzend, doch es sind die subtilen Nuancen, die den tatsächlichen Wert des Dokuments bestimmen. Die Kunst des Verstehens und Erstellens von Arbeitszeugnissen liegt im Detail und erfordert ein tiefes Verständnis der Zeugnistechniken.

1. Formulierungen als Schlüssel

Die Wortwahl in einem Arbeitszeugnis kann viel über die tatsächliche Leistung und das Verhalten eines Mitarbeiters aussagen. Zum Beispiel kann die Formulierung „stets zufriedenstellend“ bedeuten, dass der Mitarbeiter seine Arbeit lediglich nach den Mindestanforderungen erledigt hat, wohingegen ein „stets sehr gut“ auf herausragende Leistungen hinweist. Doch hier wird es tricky: Während „stets zufriedenstellend“ für manche nach einer soliden Bewertung klingt, gilt es in der Welt der Zeugnisse als nur ausreichend.

2. Reihenfolge der Aufzählungen

In einem Arbeitszeugnis wird oft eine Liste von Fähigkeiten oder Aufgaben des Mitarbeiters aufgeführt. Die Reihenfolge dieser Aufzählungen kann dabei auf die Prioritäten des vorherigen Arbeitgebers hinweisen. Wird beispielsweise Teamfähigkeit vor Fachwissen gelistet, könnte das bedeuten, dass der Arbeitgeber den sozialen Fähigkeiten des Mitarbeiters eine höhere Bedeutung beimaß.

3. Lesen, was NICHT gesagt wird

Ein wichtiges Element beim Verstehen von Arbeitszeugnissen ist das Erkennen von weggelassenen Informationen. Wenn bestimmte, üblicherweise erwartete Formulierungen fehlen, kann das ebenso aufschlussreich sein wie das, was tatsächlich geschrieben steht. Ein Beispiel: Wird in einem Zeugnis die Zuverlässigkeit des Mitarbeiters nicht explizit erwähnt, könnte das ein Hinweis darauf sein, dass es hier Defizite gab.

4. Betonung durch Adjektive

Adjektive können in einem Zeugnis dazu dienen, eine Aussage zu verstärken oder abzuschwächen. Worte wie „besonders“, „immer“ oder „außerordentlich“ können die Bedeutung einer Formulierung erheblich beeinflussen. Ein „außerordentlich engagierter Mitarbeiter“ wird sicherlich einen stärkeren Eindruck hinterlassen als nur ein „engagierter Mitarbeiter“.

Warum ist das Verstehen von Zeugnistechniken so wichtig?

Für Bewerber ist es entscheidend, zu wissen, wie ihr Arbeitszeugnis von potenziellen Arbeitgebern gelesen wird. Eine Fehlinterpretation könnte den Unterschied zwischen einer erfolgreichen und einer abgelehnten Bewerbung bedeuten.

Für Arbeitgeber ist es ebenso wichtig, Zeugnisse korrekt zu interpretieren, um sich ein realistisches Bild von den Bewerbern machen zu können. Fehlinterpretationen können zu Fehlentscheidungen bei der Einstellung führen, die kostspielige Folgen haben können.

Fazit

Das Entschlüsseln von Arbeitszeugnissen ist eine Kunst, die sowohl von Arbeitgebern als auch von Bewerbern beherrscht werden sollte. Durch Schulungen oder Workshops zu Zeugnistechniken können sich beide Seiten einen entscheidenden Vorteil verschaffen. In der komplexen Welt der Arbeitszeugnisse kann ein geschultes Auge den Unterschied ausmachen.

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